We Are Social’s Tuesday Tune-Up #44
Leistungsschutzrecht – schwerer Schlag für die Blogosphere?
Mit dem geistigem Eigentum im Netz ist das so eine Sache, wem gehört was und wie dürfen Inhalte weiterverbreitet werden? Es ist immer noch nicht entschieden, ob das Leistungsschutzrecht (LSR) für Presseverleger wirklich als Gesetz verabschiedet wird. Überlegungen dazu bestehen schon seit langem und Zeitungs- und Zeitschriftenverleger fordern nunmehr ähnliche Rechte wie die Musik- und Filmindustrie. Sie haben sich das (kostenpflichtige) Lizensieren von Presseerzeugnissen zur gewerbliche Nutzung zum Ziel gesetzt.
Was und wie eine solche gewerbliche Nutzung aussehen wird, ist jedoch noch nicht genau geklärt. Ebenso wenig wie Zahlungsprozesse ablaufen werden, wenn ein ausländischer Seitenbetreiber Inhalte deutscher Angebote aufgreift. netzwertig.com beruft sich darauf, dass es auf Grund eines hohen Ausmaßes an Bürokratie auch wenig rentabel sein könnte, auf einem solchen Recht zu beharren. Betroffen wären sowohl Blogger als auch private Nutzer.
Kritisiert wird an dem Gesetz vor Allem die Einschränkung der Meinungsfreiheit, die Schaffung einer Rechtsunsicherheit und mögliche Prozesslawinen. All dies könnte zu einer deutlichen Verringerung publizistischer Aktivität führen. Crowdsourcing-Projekte wie Wikipedia könnten davon besonders betroffen sein und Volker Schütz kritisiert, dass die immer noch in den Kinderschuhen steckende deutsche Blogkultur einen schweren Schlag erleiden könnte.
Befürworter des Gesetzes widersprechen: Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer “Public Affairs” der Axel Springer AG und Verteidiger des LSR, versucht, derartige Befürchtungen zu zerstreuen. Zitate sollen demnach weiterhin nichts kosten, außer für gewerbliche Blogger, die gegen das Zitatrecht verstoßen und ohne eigene Textarbeit aggregieren. Jedoch wären die User dazu angehalten, sich genau zu informieren, wann es sich um eine Aggregation oder einen eigenständigen Text handelt. Privatpersonen müssten mit der ständigen Angst leben, ohne ihr Wissen die Regelungen des LSR überschritten zu haben.
Mit dem Apfel Auto fahren – Apple Auto statt TV
Der erste große Schritt zum Apple-Auto ist getan. Auf der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco wurde eine Schnittstelle zur Integration von Siri, der intelligenten Sprachsteuerung, in Autos vorgestellt. Startpartner sind die neun führenden Hersteller BMW, Audi, Chrysler, Honda, General Motors, Jaguar, Land Rover und Toyota. Mercedes wollte bereits im Februar die Nutzung von Siri einführen, jedoch ohne Zugriffsmöglichkeit über den “Eyes-Free”-Button. Dieser wird in die Lenkräder ausgewählter Modelle integriert und erlaubt es Fahrern, über Siri mit dem iPhone zu interagieren – ohne den Blick von der Straße abzuwenden.
Das iPhone ist über ein Dock mit dem Fahrzeug verbunden und es soll laut Apple möglich sein, Telefonate zu initiieren, Musik abzuspielen, Textnachrichten abzurufen und zu verfassen, die neue Navigationsfunktion von iOS 6 zu nutzen, Benachrichtigungen zu lesen und Kalenderinformationen zu beziehen. Das Ganze funktioniert auch ohne nur eine Berührung des in der Mittelkonsole platzierten iPhones.
Der Vorteil dieser Technik könnte sein, dass sich Autohersteller nicht mit der Entwicklung von eigenen oder externen Bedienkonzepten, sowie Verhandlungen mit Mobilfunkgesellschaften herumplagen müssen. Die Fahrer profitieren, weil sie sämtliche ihrer wichtigen Daten, Apps und Kontakte sofort parat haben und sich nicht extra eine neue Anwenderumgebung einrichten müssen.
Durch die Siri-Neuerung könnten Internet und clevere Sprachsteuerung im Auto von einem Nischenfeature zu einem Massenprodukt werden. Wenn der Internetgigant Google mit seinem selbstfahrenden Kfz das Automobil revolutioniert, wäre es möglich, dass sich die Fahrer im Auto statt mit dem Führen des Fahrzeugs mit Online-Shopping oder Facebook beschäftigen können. Über große Touchscreens könnte das dann noch einfacher ablaufen.
Ping ad Acta
Im September 2010 lancierte Apple das Musiknetzwerk Ping und muss sich jetzt ein Scheitern ihres Social Netzwerks eingestehen. Es wird vermutet, dass es spätestens im Herbst dieses Jahres im Update nicht mehr enthalten sein wird.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt wird Apple sich nur noch auf die Partnerschaft mit Twitter und Facebook konzentrieren. Bemängelt wurde an dem Netzwerk, dass es augenscheinlich allein dem Verkauf von Apple iTunes Angeboten dienen sollte und wenig Interaktion für seine Mitglieder vorsah. Soziale “Interaktion” bestand darin, dass mit dem Kauf oder der Empfehlung eines Songs ein Kauf-Button aufleuchtete, der Freunde von dieser Handlung ins Wissen setzte. So wurden diese ebenfalls über laufende Songs informiert und konnten Menschen mit ähnlichen Musikinteressen finden.
Seit November 2010 konnten Nutzer von Ping und Twitter ihre Accounts auf den beiden Diensten verbinden. Im Twitterfeed erschien dann, welche Musik der Nutzer mag und gerade spielt. Bei Einführung des Netzwerk war man 2010 teilweise sogar davon ausgegangen, dass iTunes Ping eine mögliche Konkurrenz für Facebook und Twitter darstellen könnte.
Cardreader erobern den Markt
Spezielle Adapter ermöglichen es, Kartenzahlungen zu empfangen – ganz ohne teure Hardware. Das kalifornische Startup Square hat bereits zwei Millionen Einzel- und Gelegenheitshändler sowie Privatpersonen in den USA mit einem entsprechenden iPhone bzw. Android-Aufsatz ausgestattet.
Zahlungen in Höhe von rund sechs Milliarden Dollar wurden innerhalb von zwölf Monaten über Square vermittelt. Die Konkurrenten kommen unter Anderem aus Deutschland, wie payleven aus dem Hause Rocket Internet, streetpay sowie SumUp, Aber die Konkurrenz im restlichen Europa schläft nicht. Beispielsweise will das schwedische Unternehmen iZettle mit neuem Kapital in Höhe von 25 Millionen Euro in Europas größte Kartenmärkte expandieren.
In Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland haben bereits 50.000 Anwender den kostenfreien Cardreader für das iPhone bestellt und im Alltag eingesetzt. Derzeit läuft außerdem ein Test mit 3.000 Anwendern in Großbritannien. Während Square immer noch auf Magnetstreifentechnologie setzt, gab iZettle vor wenigen Tagen die Veröffentlichung einer Entwicklerschnittstelle bekannt .
Die Frage ist, wie sich die traditionellen Branchenführer Visa und Mastercard langfristig behaupten werden. Beide haben im Bereich der mobilen Kartenlesegeräte investiert, Visa voriges Jahr in Square und MasterCard in iZettle. Durch ihre Partizipation können sie der Gefahr entgehen, vom Markt verdrängt zu werden und sichern sich Optionen, um ihre langfristigen Interessen zu wahren. Trotz der Präsenz von MasterCard unter den Geldgebern versichert iZettles Marketingchef Johan Bendz, dass natürlich auch weiterhin Visa- und American Express-Karten von iZettle unterstützt werden.
Facebook Nutzerzahlen gehen zurück
Nicht nur, dass der Aktienkurs um fast 30 Prozent gegenüber dem Ausgabekurs an Wert verloren hat, jetzt muss Facebook auch noch geringere Nutzerzahlen verkraften. Im Vergleich zu 2010 mit 89 Prozent Wachstum, kletterten die Zahlen im letzten Jahr gerade mal um 24 Prozent. Dieses Jahr waren es bisher gerade einmal fünf Prozent, ein dramatischer Rückgang.
Die USA sind der wichtigste Markt für das soziale Netzwerk. Hier entstanden Werbeeinnahmen von 3,1 Milliarden Dollar, was 56 Prozent ausmacht. Amerikanische Nutzer verbringen ca. sechs Stunden pro Tag auf Facebook. Jedoch hat sich mittlerweile die Anzahl der Netzwerke vergrößert und dementsprechend kann Facebook gerade in den USA immer weniger langfristig aktive Nutzer gewinnen.
Als Grund führt Comscore-Analyst Andrew Lipsman eine Marktsättigung an. Da schon rund 70 Prozent der US-amerikanischen Internetnutzer und damit 221 Millionen Menschen bei Facebook angemeldet seien, sei ein Wachstumsrückgang eine natürliche Phase im Wachstumszyklus und daher auch ganz normal. Es bleibt abzuwarten, ob das Vorhaben, die Seite auch für Kinder unter 13 zugänglich zu machen, den Trend umkehren wird.