“We are looking for freedom” – Unser re:publica Nachbericht

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daniel.leicher

republica 2014 Würfel

Snowden, NSA, Überwachung und Lösungsstrategien für sich selbst und die Gesetzgebung. Mit über 70 Sessions zum Thema Netzpolitik wurde die diesjährige re:publica stark von den NSA Aufdeckungen des letzten Jahres bestimmt, Lösungsmöglichkeiten wurden aus verschiedensten Perspektiven vorgeschlagen und diskutiert. Hierzu seien nur einmal die sich ergänzenden Vorträge von Friedemann Karig, Sascha Lobo und Felix Schwenzel genannt.

Und auch sonst hatte die re:publica wieder sehr inspirierende Vorträgen zu bieten und deshalb stellen wir euch ein paar Sessions vor, die uns beeindruckt und begeistert haben.

Marcus Brown: Pledge, Turn, Prestige – The Snowden Pitch
Völlig voreingenommen können wir selbstverständlich ausnahmslos den Vortrag unseres Creative Directors, Marcus, empfehlen.

In einem fiktiven Pitch, der irgendwann 2008 stattgefunden haben könnte, stellt Marcus in gewohnt unterhaltsamer Manier die narrative Story hinter dem NSA Skandal vor. Ziele und KPIs, der Charakter-Aufbau des Kern-Protagonisten, die zeitliche Gestaltung der Kampagne, skalierbare Elemente und TRUTH statt AIDA als Modell für mehr Sichtbarkeit der Services des NSA bilden im Paket geschnürt eine komplexe Strategie – kann das alles wirklich Zufall sein?

Mikko Hyppönen & David Hasselhoff: Looking for Freedom
Publikums-Magnet wurde die Session “Looking for Freedom” unseres Kunden F-Secure, der neben Mikko Hyppönen, David Hasselhoff als Botschafter für digitale Freiheit auf die Bühne geholt hat. David erzählte aus seiner Sicht, was ihm der Schutz seiner Privatsphäre im Netz bedeutet, um zusammen mit Mikko ein Manifest zu starten, welches zusammen mit der Netzgemeinde in den kommenden Wochen erst noch entsteht und dann an wichtige Regierungsvertreter weltweit versandt wird.

Per Cromwell, Christoph Brunmayr: Tales for GrownUps
Würdet ihr der Bewegung für Frauenrechte vorschlagen rund 10.000 Euro zu verbrennen, um auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen aufmerksam zu machen? Würdet ihr einen Flugschein machen, um Teddybären über Weißrussland abzuwerfen? Sagt euch der Big in Japan Effekt etwas?

Wenn nicht, dann empfehlen wir euch diesen sehr inspirierenden Vortrag über das ganz große Storytelling. Welche Kernaussagen wir aus dem Vortrag mitnehmen: Geschichten müssen so aufbereitet werden, dass sie schnell und einfach weitererzählt werden können. Am besten durch visuelle Inhalte und mit einem durchdachten Timing.

YouTube and the new News
Einen sehr tiefen und spannenden Einblick in das hochprofessionelle Umfeld von YouTubern bot die Session YouTube and the new News mit den YouTubern LeFloid, MrTrashpack und der YouTuberin Fraeulein Chaos.

Die Session drehte sich, wie bereits im letzten Jahr, nicht direkt um die Inhalte der jeweiligen Kanäle, sondern bewegte sich vielmehr in die Meta Richtung und damit zu Themen rund um Finanzierung, Produktplatzierungen und Community.

Großteils finanzieren sich die YouTuber weiterhin über Werbung, zusätzlich aber auch durch Google Förderprogramme oder Netzwerke. In welchem Bereich die Einnahmen liegen, bleibt geheim, aber sie reichen häufig, um davon leben und in einigen Fällen auch Mitarbeiter bezahlen zu können. Aber auch Produktplatzierungen haben Einzug bei ihnen erhalten, wobei sich viele der YouTuber davon distanzieren. Man prüfe immer, ob das Produkt wirklich passt oder, ob man mit dieser einen Werbung Gefahr läuft, die gesamte, hochsensible Community und damit seine Zuschauer zu verlieren.

Uns beeindruckt immer wieder, wie stark die YouTuber mit ihrer Community in Form von Fragen, Antworten und Feedback interagieren und statistisch so auswerten, dass sie das perfekte Video für ihre Zuschauer generieren können: mit Schnitten an bestimmten Stellen, angepassten Titeln und vielem mehr. Bei den YouTubern ist es tatsächlich extrem professionell geworden.

Wenn die Abonnenten in die Höhe schießen, dann wollen YouTuber häufig auch mehr aus dem Kanal herausholen und gehen dann zu Netzwerken wie zum Beispiel Mediakraft. Diese können YouTuber schneller zum Erfolg führen, sind aber auch kein Garant dafür. Netzwerke suchen ihre Talente dabei immer genau aus, Grundvoraussetzung sind Integrität und Kreativität.

Zum Abschluss stellte LeFloid fest: “Ich bin YouTuber” sagen zu können, die gigantische Community zu haben, die Emotionen zu erleben ist zum Lifestyle geworden. Kurz: “YouTube ist Pop”. Und auch daher bleibt YouTube laut dieser Runde noch lange bestehen. Neue Plattformen werden eine derartige Community nicht mehr aufbauen können und auch kein “Lifestyle” mehr werden.

Kate Miltner: Put Down That Phone And Talk To Me: Mixing Mobile Phones and Relationships
Kate Miltner hat das Smartphone Verhalten von Paaren in Beziehungen analysiert und erforscht, inwieweit das Handy eine Beziehung stören kann und wie eine Nutzung in bestimmten Situationen wahr genommen wird. Sie kommt zu dem Schluss, dass nicht das Smartphone das Problem ist, sondern der Mangel an gesellschaftlich akzeptierter Normen für die Nutzung. Wir befinden uns mitten in einem Wandel, wie schon zur Einführung der Zeitung, des Fernsehens und anderen Medien. Jetzt ist es an der Zeit, allgemeingültige Verhaltensregeln zu schaffen.

Was nehmen wir darüber hinaus mit?

Das Testen wir: Der WDR hat mit Pageflow ein Tool vorgestellt, welches “Scrollytelling” einfacher machen soll und visualisiert damit direkt die re:publica selbst.

Den müssen wir einstellen: Der zwölfjährige Lorenzo faszinierte sein Publikum mit seiner erfrischenden Leichtigkeit mit der er Social Media Marketing für seine Kunden umsetzt, aber auch der Selbstverständlichkeit mit der er sich in diesem Umfeld bewegt. Den behalten wir auf dem Schirm 😉

Das nehmen wir uns vor: Nächstes Jahr bei Sessions vorbeischauen, die eigentlich nichts mit unseren eigentlichen Interessen zu tun haben und sich überraschen lassen, was es sonst noch alles gibt.

Und was wir uns immer noch Fragen: Was wollte der Mann mit dem Fragezeichen eigentlich?