Facebook wildert im Coupon-Business

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bastian.scherbeck

Wir haben nur darauf gewartet: Nach dem verpatzten Start der “Facebook Deals” in 2011 war aufgrund der immer stärkeren Entwicklung von Facebook weg von einer reinen Kommunikations- und hin zu einer Commerce-Plattform mit Fokus auf social, local und mobile klar, das ein neues Format folgen würde. Die frisch erfolgte Übernahme des Coupon-Anbieters Tagtile war ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl.

Jetzt ist es also soweit: Facebook rollt ab sofort, in einer Beta-Phase und mit ausgewählten Partnern, “Facebook Offers” (auf Deutsch: Facebook-Angebote) auch in Deutschland aus: Ab sofort kann jeder Partner virtuelle Coupons erstellen und diese via Facebook Page seinen Fans über Ihren Newsfeed zukommen lassen. Bei entsprechenden Angeboten ist das virale Potenzial damit groß: Nachdem ein Nutzer ein Angebot – im Facebook Jargon – “beansprucht”, wird automatisch eine Story in seinem Newsfeed generiert. Das Angebot mit seinen Freunden proaktiv und noch deutlich sichtbarer zu teilen erfordert nur einen weiteren Klick.

Aus den im Rahmen von “Facebook Deals” gemachten Fehlern hat man dabei mit Sicherheit gelernt: Die neuen, auf digitalem Wege vermittelten Schnäppchen sind für Händler einfach und kostenlos zu erstellen und für Nutzer auf vielfältige Weise einsetzbar: Nachdem der Nutzer in seinem Newsfeed auf den Coupon aufmerksam wurde und geklickt hat, bekommt er dieses an die erste E-Mail-Adresse die mit dem Facebook-Konto verknüpft ist, zugestellt. Dann bleibt es letztlich Ihm überlassen, ob er das Angebot dem stationären Handel in ausgedruckter Form oder auf dem Smartphone präsentieren will. Der Online-Handel hat außerdem die Möglichkeit, ihm einen Rabatt-Code zur Verfügung zu stellen – wie man hier am Beispiel von HelloFresh.de sehen kann:

Auf den ersten Blick ein einfaches und komplikationsfreies Konzept. Wer es, nach vermutlich schneller Beendigung der Testphase durch Facebook, erfolgreich nutzen will, sollte mindestens Folgendes beachten:

1. Facebook Angebote sind aktuell nicht auf Fans von Pages beschränkbar. Im Sinne eines möglichst großen Anreizes für Freunde von Fans, ein solches Angebot auch zu nutzen und weiterzuverteilen, reicht es absolut aus, das Angebot einfach anzunehmen. Natürlich ist davon auszugehen, dass ein wahrnehmbarer Prozentsatz der Nutzer nach Annahme des Angebotes auch in “Fans” konvertiert – sollten diese jedoch reine Schnäppchenfans bleiben und keine Markenfans werden, sind sie vor allem eins: Teuer eingekauft und ohne weiteren Mehrwert für den Anbieter. Der “Aufbau” des Facebook-Angebotes ist deshalb strategisch zu konzeptionieren und klar zu durchdenken – HelloFresh.de scheint dies vernachlässigt zu haben: Sollten aktuell auch nur 50% der Nutzer, welche das Angebot beansprucht haben, dieses auch wirklich einlösen, muss der Spross aus der Startup-Schmiede Rocket Internet Rabatte von über 12.000 Euro gewähren.

2. Je nach der Anzahl bereits existierender Fans macht es Sinn parallel zur kostenlosen Nutzung der Facebook-Angebote, auch eine natürlich kostenpflichtige Ad-Kampagne zu schalten – worauf Facebook in seinem Help Center auch freundlich hinweist. Die Kosten für die Kampagne sind natürlich den durch die Coupons verursachten Kosten zuzurechnen – “kostenlos” ist was anderes.

Zusammengefasst: Die neuen Facebook-Angebote sind ein vielversprechender Ansatz und ein klarer Schritt von Facebook in Richtung einer Plattform, welche Ihre Zukunft nicht mehr im reinen Ad-Business sieht sondern klar in Richtung Commerce tendiert – auch wenn man im ersten Schritt von dem bei Facebook Deals gemachten Fehler, Unternehmen schon für die Nutzung Geld abzunehmen, erst einmal wieder abgekommen ist. Wer auf Facebook in Zukunft erfolgreich mit seinen Fans kommunizieren will, sollte deshalb frühzeitig lernen die diversen Angebote von Facebook richtig zu nutzen – und dazu gehören auch die neuen “Facebook Angebote”.

Eine weitere Version dieses Artikels erschien auf www.lead-digital.de.