Weltfrauentag 2021: Hate Speech – Es gibt noch so viel zu tun!

Statement
Sofia Maddalena

Gewalt gegen Frauen nimmt zu. So jedenfalls der Eindruck vieler Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen. Vor allem im Internet werden Beschimpfungen, Diskriminierungen und Drohungen immer radikaler. In der Kriminalstatistik wird frauenfeindliche Gewalt aber meist nur allgemein als „Online-Hass“, „Partnerschaftsgewalt“ oder „Stalking“ geführt. Zum Weltfrauentag haben sich Tom Kreissl, Christine Himmelberg und Stephanie Werneke mit diesem Thema beschäftigt und wollen aufrütteln.

Was ist Gewalt und Missbrauch gegen Frauen im Internet?

Laut dem UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau ist geschlechtsspezifische Gewalt “Gewalt, die sich gegen eine Frau richtet, weil sie eine Frau ist, oder die Frauen unverhältnismäßig stark betrifft und als solche eine Verletzung ihrer Menschenrechte darstellt.” Der Ausschuss stellt außerdem fest, dass geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen körperliche, sexuelle, psychologische oder wirtschaftliche Schäden oder Leiden von Frauen sowie die Androhung solcher Handlungen einschließt (aber nicht darauf beschränkt ist), wobei dies durch Online-Medien erleichtert werden kann (Quelle).

Offizielle Zahlen fehlen

Leider haben wir nicht viele aktuelle Studien dazu gefunden, aber was wir gefunden haben, wollen wir euch zeigen:

Quelle: Statista

Diese Statistik veranschaulicht den Anteil der Menschen weltweit, die der Meinung sind, dass sexuelle Gewalt das wichtigste Thema für Frauen im Jahr 2019 ist, aufgeschlüsselt nach Ländern. Laut den Daten von IPSOS sind 40 Prozent der argentinischen Befragten der Meinung, dass sexuelle Gewalt das wichtigste Thema ist, mit dem Frauen heute konfrontiert sind.

Trotz Richtlinien und Regeln können viele Plattformen den Opfern nicht helfen

Social-Media-Plattformen wie Twitter haben Regeln in Bezug auf Hasskommentare und Fehlverhalten aufgestellt, die als Orientierungshilfe dienen und klarstellen sollen, welches Verhalten das Unternehmen auf seiner Plattform akzeptiert. Die Hateful Conduct Policy des Unternehmens listet viele Formen von Verstößen gegen die Rechte von Frauen auf. Allerdings nützt sie den Betroffenen wenig, wenn Verstöße in der Praxis nicht konsequent verfolgt werden. Viele Frauen berichteten Amnesty International, dass sie Twitter über Fehlverhalten informiert hatten, das Unternehmen aber nicht reagierte und nichts unternahm.

Strafverfolgung unzureichend

Bisher gibt es im Internet viel zu wenig Strafverfolgung, um dem Problem beizukommen. Die schlimmste Konsequenz, die Menschen befürchten müssen, wenn sie Hass- und Droh-Nachrichten verfassen sind, dass Inhalte gelöscht werden. Die Social-Media-Plattformen sollten mehr in die Pflicht genommen werden.

Gewalt im Netz hat reale Auswirkungen: Psychische und physische Beeinträchtigungen sind nicht selten.

Viele Menschen ziehen sich aus dem öffentlichen Diskurs zurück, aus Angst davor, von Hass und Hetze betroffen zu sein. Das beschädigt nicht nur die betroffene Person, auch die politische Kultur leidet.

Dorothee Bär (CSU), die Digitalstaatsministerin der Bundesregierung, will das ändern. Sie fordert, dass frauenfeindliche Straftaten künftig gesondert erfasst werden, damit man dem Problem auch angemessen begegnen könne. 

Fakten zu Gewalt gegen Frauen

In Deutschland gibt es keine Kriminalstatistik über Hate Speech

Gewalt gegen Frauen im Internet wird in der Kriminalstatistik in Deutschland nicht erfasst, es gibt keine offiziellen Zahlen, die ermitteln, wie Frauen von Gewalt im Internet betroffen sind.

Der meiste Hass herrscht auf Instagram

Die Plattform, auf der Frauen in Deutschland am meisten belästigt werden, ist Instagram (45 Prozent), gefolgt von Facebook (35 Prozent), YouTube (22 Prozent), Snapchat (19 Prozent), Tik Tok (9 Prozent) und Twitter (8 Prozent).

Hate Speech gegen Frauen wird immer radikaler, in einer internationalen Studie wurden verschiedene Typen von Nutzern identifiziert:

Photo by Jon Tyson on Unsplash

Es gibt noch so viel zu tun

Im deutschen Bundestag wurde ein Gesetz zur Bekämpfung von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Hasskriminalität auf den Weg gebracht. Social-Media-Plattformen werden gezwungen, Todesdrohungen, Hassreden und andere kriminelle Inhalte auf ihren jeweiligen Seiten zu melden. Im Gesetzentwurf werden Frauen nicht explizit erwähnt. Das reicht einfach nicht.

Was kannst du tun, wenn du bedroht wirst?

Wenn dich jemand digital bedroht, musst du das nicht hinnehmen. Du kannst in einigen Fällen rechtlich dagegen vorgehen und ggf. erwirken, dass der*die Täter*in bestraft wird. Um die Täter*innen aber zur Rechenschaft zu ziehen, ist es wichtig, zunächst die Bedrohungen zu dokumentieren und somit Beweise zu sichern. Unter diesem Link findest du genaue Schritt-für-Schritt-Anleitungen dazu, wie du auf den unterschiedlichen Social-Media-Plattformen rechtssichere Screenshots erstellst. Sollte dich jemand per E-Mail bedrohen, sicherst du am besten die entsprechenden E-Mails als PDF-Datei. 

Wenn du digital bedroht wirst, wende dich z.B. an Organistationen wie Hate Aid. Sie helfen dir dabei, Beweise zu sichern und dich zu schützen. Im Falle eines zivilrechtlichen Prozesses übernimmt Hate Aid ggf. die Prozesskostenfinanzierung, damit du kein finanzielles Risiko trägst.

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